8. Mai – Ein Fest der Befreiung
17 Uhr beim Mahnmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz
RednerInnen:
Danach:
Ol´ Dirty
Drehli Robnik
Auflegen für das Aufgeben
Schreien für das Befreien
Musik für den Sieg
Lieder fürs Nie Wieder
Essen
und Trinken --> Maschu Maschu
catering
Special Cocktails
Am 8. Mai 2005 jährt sich zum 60. Mal
die Zerschlagung der nationalsozialistischen Herrschaft. An diesem Tag feiern wir
die Niederlage des deutschen Reiches, das Ende von Mord und Unterdrückung, die
Befreiung der Gefangenen aus den Konzentrations- und Vernichtungslagern – und
trauern um die Ermordeten der Shoah. Am 8. Mai feiern
wir diejenigen und danken denjenigen, die diesem Treiben ein Ende setzten. Gleichzeitig bleibt aber das Entsetzen, dass die
Niederlage der Nazis um so vieles zu spät erfolgte und dass essenzielle
„Errungenschaften“ des NS bis heute weiterbestehen.
Die Alliierten, welche in
Österreich und Deutschland 1945 die Einführung einigermaßen zivilisierter Zustände erzwangen, wurden als
Besatzer gesehen. Die personelle Kontinuität nach 1945, das Buhlen der Parteien
um die Stimmen der „Ehemaligen“ ist bloß ein Symptom für die ideologische
Kontinuität. Resultate des NS, wie die Stiftung einer Volksgemeinschaft, ihre
innige Beziehung zum Staat, korporative Strukturen (Sozialpartnerschaft,
Volksparteien etc.), sowie dürftige Bemühungen, offenen Antisemitismus durch
neue Formen wie den Antizionismus zu verdecken, bestimmen den Charakter der
Nachfolgestaaten. Das Schweigen über die eigene Beteiligung an der Shoah wirkt einigend und entlastend; Österreich brachte zu
diesem Zweck die Behauptung hervor, erstes Opfer des Nationalsozialismus
gewesen zu sein.
In diesem Jahr soll die nationale
Mythenbildung hierzulande ein Revival erleben. Im
Gedenkjahr 2005 steht alles im Zeichen des sich unschuldig wähnenden
Nationalstolzes und der Selbstbeweihräucherung der österreichischen Seele. So
steht in der Jubiläumsbroschüre der Bundesregierung: „Der zweite Weltkrieg hat
über 25 Millionen Soldaten den Tod gebracht, weitere 20-30 Millionen Menschen
haben als Opfer im Holocaust, bei Luftangriffen, im Widerstand, bei
Vergeltungsmaßnahmen und auf der Flucht ihr Leben verloren.“ Der parteitreue
Blockwart im Luftschutzbunker und der Vernichtungskrieg führende Landser werden
auf eine Stufe mit den von ihnen Ermordeten gestellt. Wer vom grausamen Krieg
redet, will von den konkreten Verbrechen der NationalsozialistInnen
nicht sprechen – am wenigsten vom Holocaust. Die durch das NS-Regime und seine
zahlreichen HelferInnen Ermordeten müssen aber im
Sinne einer entlastenden Versöhnung auch oft für moralisch selbstgefälliges
Erinnern herhalten.
Eine vernünftige Aufarbeitung der
Vergangenheit müsste der Täter-Opfer-Umkehr ein Ende bereiten und das Aufgehen
in der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft thematisieren. Im Gedenkjahr
hätte auch der Umgang nach 1945 mit den Verbrechen des NS skandalisiert
werden müssen – dass dies der Fall sein würde, konnte jedoch angesichts der
österreichischen Zustände niemand ernsthaft hoffen. Die NachfolgerInnen
des NS, diesmal in Form der schwarz-blauen Regierung, sahen sich nämlich z.B.
am Jahrestag des Novemberpogroms 2001 bemüßigt, davon zu sprechen, dass nicht
nur Österreich, sondern die Österreicher erstes Opfer des NS waren.
Nachstellungen der Bombennächte und die Idee, zum Gedenken an die Opfer des NS
Kreuze auf dem Heldenplatz aufzustellen zeigen, wie hartnäckig sich der
Opfermythos zum Zwecke der Schuldabwehr am Leben erhält. Damit sollen das
spezifische Element des NS, sein rassischer Vernichtungsantisemitismus, sowie
die eigene Verantwortung abgewehrt werden.
Dieser Antisemitismus
verschwand nach 1945 keineswegs. Die oberflächliche gesellschaftliche
Missbilligung offener antisemitischer Ausbrüche führte zur Herausbildung neuer
Erscheinungsformen: Es durfte kritisiert werden, dass „die Juden“ immerzu vom
Holocaust sprachen, ständig Entschädigung verlangten, nie ein Schlussstrich
gezogen werden dürfe. Dieser „sekundäre“ Antisemitismus wird auf
internationaler Ebene durch den Antizionismus ergänzt. Jenem Staat, der als
Konsequenz aus dem Holocaust gegründet wurde, um Jüdinnen und Juden relative
Sicherheit vor dem weltweiten Antisemitismus zu bieten, schlägt als dem „Juden
unter den Staaten“ das Ressentiment entgegen. Seit der „Al-Aqsa-Intifada“,
welche außer bei arabischen Staaten auch in der UNO, der EU und weiten Teilen
der Antiglobalisierung- und Friedensbewegung Unterstützung findet, und anhand
der Zunahme antisemitischer Ausschreitungen seit dem 11. September lässt sich
ein „neuer Antisemitismus“ ausmachen, der sich an dem Zusammenfinden
rechtsextremer, islamistischer und linker Positionen festmacht. Angesichts
dieser globalen Bedrohung ist unbedingte Solidarität mit Israel als dem Staat
der Shoah-Überlebenden und als Schutzmacht von
Jüdinnen und Juden weltweit nicht nur die einzig logische Konsequenz – auch ist
es traurig und bezeichnend, dass dies immer wieder gefordert werden muss und
keine Selbstverständlichkeit ist.
Der 8. Mai soll als jener Tag erinnert
werden, an dem das großangelegte
nationalsozialistische Projekt zur Vernichtung von Menschen um der Vernichtung
willen erfolgreich zurückgedrängt worden ist. Wir erinnern daher an den Einsatz
der US-amerikanischen und britischen Streitkräfte, der französischen Resistance, der PartisanInnenverbände,
der Deserteure und aller WiderstandskämpferInnen, die
gegen das nationalsozialistische Regime kämpften. Wir erinnern im Besonderen an
den Einsatz der Roten Armee, die mit ihrem Beitrag zur Befreiung die größten
Opfer hinnehmen musste. Aus diesem Grund treffen wir uns beim Mahnmal der Roten
Armee am Schwarzenbergplatz, um die Niederlage des Nationalsozialismus zu
feiern und gleichzeitig daran zu erinnern, dass die Möglichkeit der Barbarei
ebenso fortwest wie die Verhältnisse, die sie schon einmal hervorbrachten.
Eine Veranstaltung von
Anthropoid Innsbruck, Archiv der sozialen
Bewegungen/Wien, Bund Werktätiger Juden – Avoda, Café
Critique, Context XXI,
Grüne Alternative Jugend/Wien, Gewi-Fakultätsvertretung,
Hashomer Hazair, HuS-Fakultätsvertretung, Infoladen X, Israelitische
Kultusgemeinde, Jüdische Österreichische HochschülerInnen,
KPÖ-GO Dogma, LIAB, Monochrom, Ökoli, Österreichische
HochschülerInnenschaft, Studienrichtungsvertretung HuS Doktorat, Studienrichtungsvertretung Judaistik,
Studienrichtungsvertretung Politikwissenschaft, Studienrichtungsvertretung
Theaterwissenschaft, www.gegennazis.at.tf,
www.juedische.at, Zecken,
Zionistische Föderation Österreich, ZPCL – der B’nai B’rith