Feministische Politikwissenschaft

Keine Kritik der Politik ohne Kritik der Geschlechterverhältnisse

Politikwissenschaft, verstanden als eine Wissenschaft, die die gegenwärtigen gesellschaftlichen (politischen) Verhältnisse nicht nur beschreibt, sondern auch angemessen erklärt und kritisiert, kann auch nicht davor zurückschrecken, die HERRschenden patriarchalen Verhältnisse in Frage zu stellen. Die herkömmliche (auch kritische) Politikwissenschaft zeichnet sich jedoch durch eine auffallende Ignoranz in bezug auf das Geschlechterverhältnis aus. Diese Geschlechtsblindheit läßt sich anhand zentraler politikwissenschaftlicher Kategorien und analytischer Konzepte - z.B. Politik, Macht, Herrschaft und Staat - nachweisen. Hier setzt feministische Politikwissenschaft an, welche die Kategorie Geschlecht (verstanden als sozial und historisch konstruiert) ins Zentrum ihrer Forschung stellt. Das Geschlecht als Analysekonzept wird damit zum theoretischen und methodischen Werkzeug, um die herrschende Geschlechterungleichheit zu kritisieren.

Mittlerweile kann die Malestream-Politikwissenschaft die Erkenntnisse feministischer Geschlechterforschung nicht mehr ignorieren. Trotz immer noch vorherrschender Widerstände seitens der etablierten Politikwissenschaft, hat sich in den letzten Jahren die Situation erheblich verbessert.

Dies zeigt sich nicht zuletzt am Wiener Institut für Politikwissenschaft. Sowohl in personeller wie auch in inhaltlicher Hinsicht nimmt feministische Politik-wissenschaft inzwischen im Vergleich zum übrigen deutschsprachigen Raum einen beachtlichen Stellenwert ein. Sichtbar wird das beispielsweise am kontinuierlich ansteigenden Frauenanteil am Lehrpersonal, insbesondere bei den Institutsangehörigen (z.B. eine außerordentliche Professur für allgemeine Politikwissenschaft an Sieglinde Rosenberger und eine Assistentinnenstelle für internationale Politik mit Schwerpunkt Nord-Süd-Beziehungen an Petra Purkarthofer) und der relativ hohen Anzahl feministischer Lehrveranstaltungen.

Nicht zuletzt durch die Initiative der Studienrichtungsvertretung/Basisgruppe Politikwissenschaft in Studien- Lehrauftrags- und Habilitations-kommissionen ist es gelungen, kritische Wissenschaftlerinnen zu unterstützen und somit feministische Lehrinhalte als wesentlichen Bestandteil des Studiums zu etablieren.

Im Zuge der derzeit laufenden Ausarbeitung des neuen Studienplans ergibt sich zusätzlich die Möglichkeit, Frauen- und Geschlechterforschung verstärkt zu verankern und auch zu institutionalisieren. Im Moment ist es außerdem möglich Frauen- und Geschlechterforschung als Schwerpunkt im Rahmen der Fächerkombination zu inskribieren (nähere Informationen dazu gibt’s im ÖH Frauenreferat).

Einige nützliche Adressen:

Frauenreferat Uni Wien ÖH: 9., AAKH Spitalgasse 2 Hof 1, Tel.: 4277 19525

Stichwort-Archiv der Frauen/Lesben-bewegung: 15., Diefenbachgasse 38/1, Tel.: 8129886

Interuniversitäre Koordinationsstelle für Frauenforschung Wien: 9., Spitalgasse 2, AAKH Hof 7, Tel.: 4277 26101

Frauensolidarität - Literatur zur Nord-Süd Problematik: 9., Berggasse 7, Tel.: 3174020-0

Frauenzimmer - Feministische Buch-handlung: 8., Langegasse 11, Tel.: 4068678

Rosa Lila Tip - Informations- und Beratungsstelle für Lesben: 6., Linke Wienzeile 102, Tel.: 5868150