"Vertrauet eurem Magistrat,

der fromm und liebend schützt den Staat

durch huldreich hochwohlweises Walten;

euch ziemt es, stets das Maul zu halten."

... schrieb Heinrich Heine 1854, auf die Autoritätshörigkeit seiner Zeitgenossen gemünzt. Heutzutage hat sich an der autoritären, staatshörigen Charakterstruktur vieler Menschen über weite Strecken wenig geändert, aber doch gab es Institutionen, die bis zum neuen Universitätsgesetz die Möglichkeit besaßen ein - wenn auch kleines - Wörtchen mitzureden. Auf der Ebene der Studienrichtung war dieses Organ der Selbstorganisation der Studierenden die Studienrichtungsvertretung (StRV), im Falle von Politikwissenschaft also die StRV Politikwissenschaft. Deren MandatarInnen werden seit mehreren Jahren von der Basisgruppe Politikwissenschaft gestellt, einer linken, basisdemokratisch organisierten Gruppe von Leuten, die so unziemlich sind, den Staat zu kritisieren. Neben der anfallenden Arbeit in den Gremien und der Beratungstätigkeit, versuchen wir durch das Organisieren von Diskussionsveranstaltungen, dem Schreiben von Flugblättern und dem Abhalten von Seminaren auch inhaltliche und thematische Schwerpunkte zu setzen. Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass es gerade bei einem Studium der Politikwissenschaft nicht allein auf positivistisches Faktenwissen ankommt, das nur zur Erlangung eines Zeugnisses heruntergebetet wird, sondern darauf, den kritischen Blick auf gesellschaftliche Verhältnisse zu schärfen um die Zusammenhänge zu verstehen und adäquat darauf reagieren zu können. "Man muß diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, daß man ihnen ihre eigene Melodie vorsingt." (Marx)

Gerade momentan, offenbart ein solcher kritischer Blick Abgründe, da im Zuge der generellen Demontage von Ebenen der Mitbestimmung auch die der StudentInnen an der Uni ins Fadenkreuz genommen wird, wie das ein kurz vor Semesterende erschienenes Papier der Rektorenkonferenz unter dem Titel "erweiterte Autonomie" macht. Dort sind Sätze zu lesen wie: "Demokratie ist ein hohes Gut - aber nicht immer das höchste", womit zwecks Verbetriebswirtschaftlichung und Effizienzsteigerung an der Uni das Ende des studentischen Mitspracherechts eingeläutet wird. Dies ist aber eine logische Konsequenz, wenn man bedenkt, dass in demselben Papier Studierende nur als "Input" bzw. "Output" der Uni gesehen werden. Jeder kritische Anspruch wird begraben, jede Regung der Kritik mit dem Schlagwort "unrentabel" niedergestreckt.

Gegen solche Regressionen gilt es sich zu wehren, auch wenn man sich der eigenen Marginalität bewusst ist. "Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." (Adorno)