Aller guten Dinge sind
drei?
Eine kritische Beleuchtung
von BA, MA und PhD.
Die Universität Wien befindet sich gerade in einer Phase der
Um- und Neustrukturierung der Studienstruktur. Selbstgesetztes Ziel ist es, die
meisten Studiengänge bis 2007/08 auf das so genannte dreigliedrige System von Bachelor, Master und PhD (Doctor of philosophy) im Rahmen der Umsetzung des
Bolognaprozesses umzustellen. Dies betrifft natürlich auch, wie Ihr sicherlich
schon gehört oder in den letzten „Herrschaftszeiten“ gelesen habt, das Studium
der Politikwissenschaft. Wir möchten Euch hier eine Übersicht über diesen
Prozess bieten und gleichzeitig über den aktuellen Stand der Dinge informieren.
Zuständig für Änderungen und Neugestaltung sämtlicher
Studiengänge ist die Curricularkommission,
eine entscheidungsbefugte Kommission des Senats,
deren Beschlüsse von diesem noch genehmigt werden müssen. Weil die
Curricularkommission aber schon allein aus Zeitressourcen nicht für alle
Studienrichtungen die einzelnen Studienpläne ausarbeiten kann, richtet sie so
genannte Curricular-Arbeitsgruppen
(CC-AG) mit VertreterInnen des jeweiligen Fachs ein.
Diese Untergruppen werden drittelparitätisch besetzt, d.h. ProfessorInnen,
Mittelbau (z.B. AssistentInnen) und Studierenden
stellen jeweils ein Drittel der Mitglieder. Die CC-AG für Politikwissenschaft,
konstituierte sich als AG mit neun stimmberechtigten Mitgliedern, bestand somit
aus jeweils drei VertreterInnen der einzelnen Kurien.
Nach mehreren Sitzungen im Laufe des vergangenen Herbstes
wurde am 15. Dezember 2006 ein Vorschlag sowohl für das neue Bakkalaureatsstudium sowie für das Masterstudium
ausgehandelt, innerhalb der CC-AG beschlossen und der Curricularkommission
sowie dem Rektorat vorgelegt. Bei diesen Vorschlägen handelt es sich jedoch
noch nicht um ein in allen Details ausgearbeitetes Konzept, sondern um eine
Grobstruktur des Studienplans, die noch genauer erarbeitet und ausgestaltet
werden muss. Außerdem ist noch zu bemerken, dass die Möglichkeiten der
Neugestaltung des Studienplans durch einen vorgegebenen Rahmen mittels
Vorschriften und „Empfehlungen“ relativ begrenzt waren. Somit muss der neue
Studienplan, im Sinne der 1999 in Bologna von knapp 30 europäischen BildungsministerInnen unterzeichneten Erklärung folgend, in
Module gegliedert sein. Diese einzelnen Module werden mit einer gewissen Zahl
an ECTS-Punkten bewertet, welche den durchschnittlich notwendigen
Arbeitsaufwand der Studierenden zum Erbringen der erforderlichen Leistungen
darstellen sollen. Insgesamt werden hier dem Bakk-Studium
(3 Jahre) 180 und dem MA-Studium (2 Jahre) 120 ECTS-Punkte zugeteilt.
Bakkalaureatsstudium
Der Vorschlag der CC-AG für das politikwissenschaftliche Bakk orientiert sich am so genannten Major-Minor-Modell, d.h. der
größere Anteil von 120 ECTS-Punkten muss in explizit politikwissenschaftlichen
Modulen absolviert werden, während beim kleineren Anteil von 60 ECTS-Punkten
auch Erweiterungsmodule aus anderen Studienrichtungen absolviert werden können.
Im ersten Semester muss die Studieneingangsphase (STEP, 30 ECTS) absolviert
werden. Hier soll es neben wenigen Einführungsvorlesungen
vor allem darum gehen, dass in kleineren Gruppen (Tutorials) den Studierenden die
Grundlagen von Politik und Gesellschaft einerseits und wissenschaftlichem
Arbeiten andererseits, vermittelt werden. Die Kerngebiete der
Politikwissenschaft bilden die nächsten vier Module (jeweils 9 ECTS).
Zusätzlich muss ein Methoden-Modul (12 ECTS) absolviert werden.
Bis jetzt handelte es sich um obligatorische Module, d.h.
diese Module müssen alle absolvieren, dann aber haben Studierende die Wahl
zwischen mehreren wahlobligatorischen Modulen, die einerseits
Spezialisierungsfächer und andererseits Praxisfelder beinhalten. Aus diesen
Modulen müssen insgesamt vier Module ausgewählt werden, wobei drei davon 6 ECTS
umfassen und eines 8 ECTS, da in diesem eine Seminararbeit zu schreiben ist.
Aus den praxisorientierten Modulen können Studierende bis zu zwei Module
wählen, alle anderen müssen aus den Spezialisierungsfächern gewählt werden, es
können aber auch alle vier Module in den Spezialisierungsfächern absolviert
werden. Um nun der Verwirrung vielleicht ein wenig Einhalt zu gebieten, sollen
nun die einzelnen Module aus dem wahlobligatorischen Teil aufgelistet werden.
1) Spezialisierungsfächer (mindestens 2 Module)
2) Praxisfelder (höchstens zwei Module, es kann auch ein
Praktikum absolviert werden)
Abschließend wird das Bakk mit
einem Seminar und der daraus entstehenden Bakkalaureatsarbeit
von voraussichtlich mindestens 40 Seiten sein (16 ECTS). Für die notwendigen
restlichen 60 ECTS (Minor) können, wie oben schon
erwähnt, sowohl zusätzliche politikwissenschaftliche Module als auch Module aus
anderen Studienrichtungen absolviert werden.
Master-Studium
Ebenso wie das Bakk ist auch das
MA-Studium in Module mit ECTS-Punktezuschreibung gegliedert. So sind zwei
Module zu je 8 ECTS im Bereich Politikwissenschaftliche
Grundlagen und
Politikwissenschaftliche Methoden zu absolvieren. Im Zentrum des
Master-Studiums steht aber die individuelle Spezialisierung in den schon vorhin
aufgezählten Schwerpunkten. Aus diesen 8 Spezialisierungsfächern müssen zwei
Module zu jeweils 22 ECTS ausgewählt werden. Zusätzlich ist ein Forschungspraktikum im Umfang von 12
ECTS innerhalb dieser Schwerpunkte zu absolvieren. Zusätzlich gibt es noch ein
weiteres Modul (17 ECTS), in dem noch weitere Lehrveranstaltungen aus
Politikwissenschaft oder anderen Fächern absolviert werden müssen.
Abgeschlossen wird das Masterstudium mit der Magisterarbeit, die noch, ebenso
wie die Diplomarbeit jetzt, öffentlich präsentiert und verteidigt werden muss.
Wie schon anfangs erwähnt, stellt dieses Konzept nur die
Grobstruktur der neuen Studienpläne dar, die zwar schon inhaltlich definiert
ist, bezüglich der Form der Lehre und der Lehrveranstaltungen noch einiges an
Gestaltungsmöglichkeit offen lässt.
Außerdem stellt sich natürlich auch z.B. die Frage der
Durchlässigkeit des Studiums, d.h. die Frage, ob und wenn ja, welche
zusätzlichen Hürden (neben den leider schon bestehenden) eingebaut werden, um
dem „Traum einer Eliteuni“ einiger weniger wieder ein
Stückchen näher zu kommen; wogegen sich die Basisgruppe Politikwissenschaft
klar ausspricht.