Die gesellschaftskritischen Implikationen der Psychoanalyse
Jaschar Randjbar

1. Einleitung
Wenn ich in der Ankündigung schreibe, dass die Psychoanalyse mehr ist, als bloß eine Hilfestellung für das "verstümmelte Individuum", mit den Zwängen dieser Gesellschaft zurechtzukommen; dass sie nämlich den Schritt schon in sich trägt, sich gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse zu wenden, so müssen einmal zwei Grundunterscheidungen her.
Die erste soll den Unterschied von Psychoanalyse und klinischer Psychologie offenlegen: Der Ansatz, von dem ausgegangen wird, ist vollkommen unterschiedlich: Die Psychologie pathologisiert abnormales Verhalten, brandmarkt es als Krankheit und versucht asoziale und dysfunktionale Verhaltensweisen auszumerzen. Bezeichnend dafür sind die funktionalistische und oft rein naturwissenschaftliche Herangehensweise und die auch heute noch gängige Praxis, Personen die der Norm nicht entsprechen und in Konflikt mit der Gesellschaft kommen in entsprechende Institutionen einzuweisen und diese medikamentös einfach ruhigzustellen. Die Psychoanalyse hingegen ist nicht möglich, wenn Abweichungen nicht als Teil des normalen Seelenlebens gesehen werden: "Wir haben erkannt, daß die Abgrenzung der psychischen Norm von der Abnormität wissenschaftlich nicht durchführbar ist, so daß dieser Unterscheidung trotz ihrer praktischen Wichtigkeit nur ein konventioneller Wert zukommt. Wir haben damit das Anrecht begründet, das normale Seelenleben aus seinen Störungen zu verstehen, was nicht gestattet wäre, wenn Krankheitszustände, Neurosen und Psychosen, spezifische, nach der Art von Fremdkörpern wirkende Ursachen hätten."1
Die Psychoanalyse geht also sogar soweit, das Fundament der Psychologie als wissenschaftliches in Frage zu stellen und bringt damit gut den herrschaftlichen Charakter der Psychologie heraus. In der Psychoanalyse ist auch schon der Bezug auf gesellschaftliche Verhältnisse enthalten, da der Teil des psychischen Apparates, den Freud "Es" nennt, im ständigen Konflikt mit der Aussenwelt gesehen wird und psychische Störungen daraus abgeleitet werden. Dies bringt uns zur zweiten wichtigen Differenzierung und auf das eigentliche Thema des Referates: In der Psychoanalyse ist eine Diskrepanz zwischen Theorie und Therapie vorhanden, die Herbert Marcuse wie folgt zusammenfasst: "Während die psychoanalytische Theorie erkennt, daß die Krankheit des Einzelnen letzten Endes durch die Krankheit seiner Zivilisation verursacht ist und durch sie fortdauert, bemüht sich die psychoanalytische Therapie darum, den Einzelnen zu heilen, damit er fortfahren kann, als Teil einer kranken Zivilisation zu funktionieren, ohne sich ihr ganz und gar zu unterwerfen. Die Akzeptierung des Realitätsprinzips, mit der die psychoanalytische Therapie endet, bedeutet die Akzeptierung der kulturellen Reglementierung der Triebbedürfnisse, besonders der Sexualität durch den Einzelnen (...) geistige Gesundheit ist erfolgreiche, wirksame Resignation."2
Dabei muss darauf geachtet werden, die Therapie nicht auf eine individuelle und die Therioe auf eine kollektive Ebene zu schieben. Denn Freud wies schon auf die Verschränkung von Individual- und Sozialpsychologie hin: "Der Gegensatz von Individual- und Sozial- oder Massenpsychologie [...] verliert bei eingehender Betrachtung sehr viel von seiner Schärfe."3 Freud beschreibt wie Vorgänge auf individueller Ebene ablaufen und stellt von dort aus eine Wechselbeziehung zu kollektiven Erscheinungen her. Um uns nun genauer damit befassen zu können müssen wir uns vorher mit ein paar Grundannahmen und Begriffen der Psychoanalyse auseinandersetzten.

2. Grundbegriffe der Freudschen Psychoanalyse
Die Freudsche Psychoanalyse ist vor allem für zwei Dinge "berühmt" geworden: Die große Rolle des Unbewussten, bekannt durch den so genannten Freudschen Versprecher, und die Bedeutung der Sexualität. Hierbei wird im Allgemeinen verkürzend angenommen, Freud würde "alles nur sexuell" deuten. Oft kritisiert wird hierbei seine Entdeckung der kindlichen Sexualität. Den Grund dafür vermute ich darin, dass Sexualität oft nur im Sinne der "normalen", genitalen, erwachsenen Sexualität verstanden werden kann, alles andere übersteigt die Vorstellungskraft vieler KritikerInnen der Psychoanalyse. Da ich einige psychoanalytische Begriffe stärker, als in der Psychologie üblich, gewichte, erscheint es mir notwendig, jene Grundbegriffe der Freudschen Psychoanalyse in aller Kürze zu vorzustellen, die für eine gesellschaftstheoretische Anwendung dieser Disziplin eine wichtige Rolle spielen.

Bewusst - unbewusst - vorbewusst
Über das Verhältnis von Bewusstem und Unbewusstem schreibt Freud: "Die Unterscheidung des Psychischen in Bewußtes und Unbewußtes ist die Grundvoraussetzung der Psychoanalyse (...). Die Psychoanalyse kann das Wesen des Psychischen nicht ins Bewußtsein verlegen, sondern muß das Bewußtsein als eine Qualität des Psychischen ansehen, die zu anderen Qualitäten hinzukommen oder wegbleiben mag."4 Das Bewusstsein ist dabei "zunächst ein rein deskriptiver Terminus, der sich auf die unmittelbarste und sicherste Wahrnehmung beruft."5 Ein psychisches Element, z. B. eine Erinnerung, ist für gewöhnlich nicht immer bewusst. Üblicherweise werden Vorstellungen, Erinnerungen etc., die zwar im Moment nicht bewusst sind, jedoch unter gewissen, leicht herstellbaren Bedingungen wieder bewusst gemacht werden können, als unbewusst bezeichnet. Freud prägte hierfür die Bezeichnung vorbewusst. Das Unbewusste hat in der Psychoanalyse eine andere, weitreichendere Bedeutung: "Den Namen unbewußt beschränken wir auf das dynamisch unbewußte Verdrängte [Hrvg. vom Autor]", das nicht oder nur sehr schwer bewusst werden kann, "weil eine gewisse Kraft sich dem widersetzt". Diese "Kraft, welche die Verdrängung herbeigeführt und aufrechterhalten hat"6, nennt Freud Widerstand.

Ich - Es - Über-Ich
Um erklären zu können, wie Verdrängtes aus dem Unbewussten hervorgeholt werden kann, muss man zunächst drei Instanzen der Psyche unterscheiden: Das Es, das Ich und das Über-Ich: "Die älteste dieser psychischen Provinzen oder Instanzen nennen wir das Es; sein Inhalt ist alles, was ererbt, bei Geburt mitgebracht, konstitutionell festgelegt ist, vor allem also die aus der Körperorganisation stammenden Triebe, die hier einen ersten, uns in seinen Formen unbekannten psychischen Ausdruck finden. Unter dem Einfluss der uns umgebenden realen Außenwelt hat ein Teil des Es eine besondere Entwicklung erfahren, (...) der von nun an zwischen Es und Außenwelt vermittelt. Diesem Bezirk unseres Seelenlebens lassen wir den Namen des Ichs. (...) Es hat die Aufgabe der Selbstbehauptung, erfüllt sie indem es nach außen (...) lernt, die Außenwelt in zweckmäßiger Weise zu seinem Vorteil zu verändern (Aktivität); nach innen gegen das Es, indem es die Herrschaft über die Triebansprüche gewinnt, entscheidet, ob sie zur Befriedigung zugelassen werden sollen, diese Befriedigung auf die in der Außenwelt günstigen Zeiten und Umstände verschiebt oder ihre Erregungen überhaupt unterdrückt. [Hrvg. im Orig.]"7
An diesem Ich hängt das Bewusstsein, von diesem Ich gehen auch die Verdrängungsleistungen aus. Das Halten des durch Verdrängung Beseitigten im Unbewussten kostet das Ich viel Energie, "das Verdrängte fließt mit dem übrigen Es zusammen"8. Um das spannungsgeladene Verhältnis zwischen Ich und Es zu verdeutlichen, gebraucht Freud auch diesen berühmten Vergleich: "Man könnte das Verhältnis des Ichs zum Es mit dem des Reiters zu seinem Pferd vergleichen. Das Pferd gibt die Energie für die Lokomotion her, der Reiter hat das vorrecht, das Ziel zu bestimmen, die Bewegung des starken Tieres zu leiten. Aber zwischen Ich und Es ereignet sich allzu häufig der nicht ideale Fall, daß der Reiter das Roß dahin führen muß, wohin es selbst gehen will."9
Später als das Es und das Ich entwickelte Freud den Begriff des Über-Ichs, der in dieser Arbeit eine zentrale Rolle spielen wird: "Als Niederschlag der langen Kindheitsperiode, während der werdende Mensch in Abhängigkeit von seinen Eltern lebt, bildet sich in seinem Ich eine besondere Instanz heraus, in der sich dieser elterliche Einfluss fortsetzt. Sie hat den Namen des Über-Ichs erhalten. Insoweit dieses Über-Ich sich vom Ich sondert und sich ihm entgegenstellt, ist es eine dritte Macht, der das Ich Rechnung tragen muss. Eine Handlung des Ichs ist dann korrekt, wenn sie gleichzeitig den Anforderungen des Es, des Über-Ichs und der Realität genügt, also deren Ansprüche miteinander zu versöhnen weiß. [Hrvg. im Orig.]"10

Lustprinzip - Realitätsprinzip - Todestrieb
Freud unterschied weiters am Beginn seiner theoretischen Arbeit11 Sexualtriebe von Selbsterhaltungstrieben. Diese beiden seien der Motor aller menschlichen Strebungen. Über die Sexualtriebe schreibt er: "Wir stellen uns die Frage, ob an der Arbeit unseres seelischen Apparates eine Hauptabsicht zu erkennen sei, und beantworten sie in erster Annährung, dass diese Absicht auf Lustgewinnung gerichtet sei. Es scheint, daß unsere gesamte Seelentätigkeit darauf gerichtet ist, Lust zu erwerben und Unlust zu vermeiden, dass sie automatisch durch das Lustprinzip reguliert wird. (...) Von den Sexualtrieben ist es ohne weiteres evident, dass sie zu Anfang wie zu Ende ihrer Entwicklung auf Lustgewinn arbeiten; sie behalten diese ursprüngliche Funktion ohne Änderung bei. [Hrvg. im Orig.]"12
Anfangs führt er die Selbsterhaltungstriebe oder das Realitätsprinzip als etwas, das das Lustprinzip ablöst und diesem entgegengesetzt ist, ein: "Das nämliche [Lustgewinn] streben auch die anderen, die Ichtriebe [=Selbsterhaltungstriebe], anfänglich an. Aber unter dem Einfluss der Lehrmeisterin Not lernen die Ichtriebe bald, das Lustprinzip durch eine Modifikation zu ersetzen. Die Aufgabe, Unlust zu verhüten, stellt sich für sie fast gleichwertig neben die des Lustgewinns; das Ich erfährt, daß es unvermeidlich ist, auf unmittelbare Befriedigung zu verzichten, den Lustgewinn aufzuschieben, ein Stück Unlust zu ertragen und bestimmte Lustquellen überhaupt aufzugeben. Das so erzogene Ich ist 'verständig' geworden, es lässt sich nicht mehr vom Lustprinzip beherrschen, sondern folgt dem Realitätsprinzip. [Hrvg. im Orig.]"13
Freud nannte dies 1917 noch den "Übergang vom Lustprinzip zum Realitätsprinzip"14, später erkennt er das Realitätsprinzip als eine bloße Modifizierung, einen Teil des Lustprinzips. Es stellt sich heraus, "daß man zwei Triebarten zu unterscheiden hat, von denen die eine, Sexualtriebe oder Eros, die bei weitem auffälligere und der Kenntnis zugänglichere ist. Sie umfasst nicht nur den eigentlichen ungehemmten Sexualtrieb und die von ihm abgeleiteten und sublimierten Triebregungen, sondern auch den Selbsterhaltungstrieb, den wir dem Ich zuschreiben müssen und den wir zu Anfang der analytischen Arbeit mit guten Gründenden sexuellen Triebobjekten gegenübergestellt hatten. [Hrvg. im Orig.]"15
Als zweite Triebart stellt Freud den Todestrieb vor: "Die zweite Triebart aufzuzeigen bereitete uns Schwierigkeiten; endlich kamen wir darauf, den Sadismus als Repräsentant derselben anzusehen. Auf Grund theoretischer, durch die Biologie gestützter Überlegungen supponierten wir einen Todestrieb, dem die Aufgabe gestellt ist, das organische Lebende in einen leblosen Zustand zurückzuführen. [Hrvg. im Orig.]"16
Den Todestrieb versucht Freud am Phänomen des Wiederholungszwanges festzumachen. Er beobachtet seinen Neffen, wie er beim Spielen "eine Holzspule, die mit einem Bindfaden umwickelt war"17 unzählige Male mit dem Wort "fort" fortwirft. Einmal sieht er auch wie er sie beim wieder heranziehen freudig mit dem Wort "da" begrüßt. Das deutet Freud als das Nachspielen des Verschwindens und Wiederkommens der Mutter, der bis dahin einzigen Bezugsperson des Kindes. Doch warum wiederholt es besonders dieses unlustvolle Prozedere des "Fortgehens" immer und immer wieder? "Das Fortgehen der Mutter kann dem Kind unmöglich angenehm oder auch nur gleichgültig gewesen sein. Wie stimmt es also zum Lustprinzip, daß es dieses peinliche Erlebnis als Spiel wiederholt?"18 Das Kind wiederholt scheinbar zwanghaft eine unlustvolle Erfahrung immer wieder, offenbar weil es ihm eine andere Art von Lustbefriedigung, die man masochistische nennen könnte, bringt. In seinen Behandlungen macht Freud weiters die Erfahrung, dass "die vergessenen und verdrängten Erlebnisse der frühen Kindheit sich (...) in Träumen und Reaktionen (...) reproduzieren, obwohl ihre Entdeckung dem Interesse des Lustprinzips zuwiderläuft."19 Daraus leitet er den Todestrieb ab, dies bleibt jedoch eines seiner spekulativsten Modelle.
Sexualtrieb und Todestrieb sind also nach Freud die zwei grundlegenden Triebarten, aus denen alle Strebungen des Es zusammengesetzt sind. Den Trieb im Allgemeinen beschreibt Freud folgendermaßen: "Ein Trieb unterscheidet sich also von einem Reiz darin, daß er aus Reizquellen im Inneren stammt, wie eine konstante Kraft wirkt und daß die Person sich ihm nicht durch Flucht entziehen kann, wie es beim äußeren Reiz möglich ist. Man kann am Trieb Quelle, Objekt und Ziel unterscheiden. Die Quelle ist ein Erregungszustand im Körperlichen, das Ziel die Aufhebung dieser Erregung, auf dem Weg von der Quelle zum Ziel wird der Trieb psychisch wirksam. (...) Das Ziel kann am eigenen Körper erreicht werden, in der Regel ist ein äußeres Objekt eingeschoben, an dem der Trieb sein äußeres Ziel erreicht; sein inneres bleibt jedesmal die als Befriedigung empfundene Körperveränderung."20 Das erste Objekt ist für den Säugling die Mutterbrust, denn auch, oder besser gesagt, vor allem der Säugling hat einen starken Sexualtrieb, der vom Realitätsprinzip noch wenig eingeschränkt ist.
Freuds Theorie vom Ödipuskomplex "beschreibt, wie das Kind an diesem Punkt seiner Entwicklung die Gesetze der Kultur erwirbt; damit wird gleichzeitig sichtbar, wie sich diese Kultur reproduziert."21 Dieser Durchsetzung der Gesellschaft im Individuum ist das Moment von Zwang und Zurichtung immanent, da nicht nur das Lustprinzip tagtäglich weiter eingeschränkt wird, sondern das Individuum selbst diese oft übertriebenen Zwänge gegen sich durchsetzt. Nicht nur äußere Autoritäten werden nun geliebt und gehasst, ein Teil der Aggression gegen den Vater gilt auch dem eigenen Über-Ich.

3. Psychoanalyse als sexuelle Revolution?
Ich will in den folgenden zwei Kapiteln auf verschiedene Rezeptionen der Psychoanalyse in der Linken rekurrieren. Ich halte das für durchaus notwendig, da die Anwendung der Psychoanaylse für Gesellschaftskritik eine längere Tradition hat und immer umstritten war. Der Fall Reich weist auf eine bestimmte Rezeption der Psychoanalyse hin, die nicht folgenlos war. Vor allem in der "sexuellen Revolution" der 1968iger, die richtigerweise als Revolte bezeichnet werden sollte, wurde Reich am Anfang eifrig rezipiert. Ihr Misserfolg - die Revolte wurde in die warenproduzierende Gesellschaft ohne auch nur an ihren Fundamenten zu rütteln integriert - verweist auf die Schwächen der Reich'schen Freudinterpretation. Reichs Ziel war es, den repressiven Charakter der Sexualmoral zu denunzieren. Er argumentierte, dass die Zwänge einer unfreien, durch Normen und Institutionen, wie Ehe, Treue, Keuschheit usw., verformten und geknebelten Sexualität für die meisten psychischen Störungen verantwortlich sind, wobei er immer wieder auf die gesellschaftliche Triebrepression verweist, die das Es erst in Bahnen lenke, die das Leben noch elender machen. Davon ausgehend entwirft er ein Konzept, in dem er versucht, Marx und Freud zueinanderzuführen. Es geht um die Frage der Beziehung des Subjekts zu den gesellschaftlichen Verhältnissen. Während Marx festhält, dass die Verhältnisse dem Subjekt fetischisiert erscheinen, verweist Reich - ohne den Warenfetisch und die Wertkritik Marx besonders rezipiert zu haben - auf die Familie als Vermittlungsinstanz zwischen Individuum und Gesellschaft, die als "Keimzelle der Gesellschaft" diese im kleinen wiederspiegelt und das Individuum für diese formt.
"Die Verknüpfung der sozialökonomischen und der sexuellen Struktur der Gesellschaft und die strukturelle Reproduktion der Gesellschaft erfolgen in den ersten vier bis fünf Lebensjahren und in der autoritären Familie. Die Kirche setzt diese Funktion später nur fort. So gewinnt der autoritäre Staat sein ungeheures Interesse an der autoritären Familie: Sie ist seine Struktur- und Ideologiefabrik geworden." "Die moralische Hemmung der natürlichen Geschlechtlichkeit des Kindes, deren letzte Etappe die schwere Beeinträchtigung der genitalen Sexualität des Kleinkindes ist, macht ängstlich, scheu, autoritätsfürchtig, gehorsam, im autoritären Sinne 'brav' und 'erziehbar' [...] kurz ihr Ziel ist die Herstellung des an die autoritäre Ordnung angepaßten, trotz Not und Erniedrigung sie duldenden Untertans. Als Vorstufe dazu durchläuft das Kind den autoritären Miniaturstaat der Familie, an deren Struktur sich das Kind zunächst anpassen muß, um später dem allgemeinen gesellschaftlichen Rahmen einordnungsfähig zu sein. Die autoritäre Strukturierung des Menschen erfolgt [...] zentral durch Verankerung sexueller Hemmung und Angst am lebendigen Material sexueller Antriebe." 22
Die Verinnerlichung äusserer Autoritäten läuft also über die Repression der Sexualität schon im frühsten Kindesalter. Freud stellt in "Das Unbehagen in der Kultur" fest, dass die Sublimierung von Trieben erst Kultur ermögliche und dass nur die Kontrolle und Sublimierung der Triebe die Barbarei verhindern könne, aber zugleich auch den barbarischen Gehalt dieser Gesellschaft ausmache. Reich sieht die Ursachen der Babarei allerdings nur im repressiven Umgang mit den Trieben. Er spricht sich gegen die von Freud entworfene Theorie des Todestriebs aus und sieht die Destruktivität, die Freud damit erklären wollte, als Ergebnis einer frustrierten Libido. Seine Sicht auf die biologische Disposition des Menschens ist geprägt von einer Idealisierung des Natürlichen. In diesem Gedanken ist das Bild einer Libido enthalten, die von Natur aus kein destruktives Ausleben kennt. Nun ist es aber gerade die Unmöglichkeit der Bestimmung dessen, wo das "Natürliche" aufhört und wo das "Kulturelle" anfängt, die die Grenzen dieser Theorie aufzeigt. Die praktische Konsequenz für Reich war vorerst die proletarische Sexualpolitik. Er gründete einen Sexualaufklärungsverein für Arbeiter und Angestellte, um der Verbürgerlichung der proletarischen Sexualität entgegenzuarbeiten. Diese Praxis ergibt sich zum einen aus dem Marxismus der ArbeiterInnenbewegung, dem auch Reich anhing, anderseits aus der angenommen Unschuld der biologischen Dispositionen. Aber überzeugt von der grundsätzlich positiven Disposition der Triebenergie begann er, als er sich im Alter vom Marxismus abwendete, an einem Orgon-Akkumulator zu arbeiten und ins Esoterische abzugleiten. Die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft bei Reich ist zu eindimensional. Er nimmt die Sublimierung der Triebe als ein ausschließlich repressives Verhältnis wahr.
Marcuse schreibt dazu: "Aber Reichs Auffassung der sexuellen Hemmung und Unterdrückung bleibt undifferenziert; er vernachlässigt die historische Dynamik der Sexualtriebe und ihre Verschmelzung mit den Destruktionsimpulsen. [...] So wird für Reich die sexuelle Befreiung an sich zum Allheilmittel für persönliche und soziale Nöte. Das Problem der Sublimierung verliert bei ihm an Bedeutung. Zwischen repressiver und nicht-repressiver Sublimierung besteht kein wesentlicher Unterschied, und der Fortschritt der Freiheit erscheint als bloße Freisetzung von Sexualität."23
Reich für bare Münze genommen, bedeutet die Möglichkeit einzubüßen, die sexuelle Revolution der 68iger als Befreiung der Sexualität unter der Ägide der Warenform zu begreifen. Um diesem Problem beizukommen, soll Marcuses "Triebstruktur und Gesellschaft" ins Blickfeld gerückt werden. So schreibt er über die Liberalisierung der Sexualmoral: "Die Sexualmoral ist in hohem Maße liberalisiert worden; außerdem wird Sexualität als kommerzieller Anreiz, geschäftlicher Aktivposten und Statussymbol propagiert. [...] in dem Maße, wie Sexualität von der Gesellschaft sanktioniert und sogar ermutigt wird [...] verliert sie die Qualität, die nach Freud ihre wesentlich erotische Qualität ist, nämlich das Moment der Befreiung vom Gesellschaftlichen."24
So wird auch dieser private Bereich unter gesellschaftliche Kontrolle gestellt und überdies der Konflikt zwischen dem individuellen Streben nach Triebbefriedigung und der gesellschaftlichen Repression verwischt. Auch Adorno nimmt sich in "Sexultabus und Recht heute" dieses Problems an: "Die rationale Gesellschaft, die auf Beherrschung der inneren und äußeren Natur beruht und das diffuse, der Arbeitsmoral und dem herrschaftlichen Prinzip selber abträgliche Lustprinzip bändigt, bedarf nicht länger des patriarchalischen Gebots von Enthaltsamkeit, Jungfräulichkeit, Keuschheit. Sondern der an- und abgestellte, gesteuerte und in unzählige Formen von der materiellen und kulturellen Industrie ausgebeutete Sexus wird, im Einklang mit seiner Manipulation, von der Gesellschaft geschluckt, institutionalisiert, verwaltet. Als gezügelter ist er geduldet."
Dies führt zu einer qualitativen Veränderung des Sexus, der nicht mehr durch Tabus ausgeschlossen wird sondern selbst das Tabu internalisiert. Adorno folgert daraus: "Sexuelle Freiheit ist in einer unfreien Gesellschaft so wenig wie irgendeine andere zu denken. Der Sexus wird als sex, gleichsam einer Variante des Sports, entgiftet; was daran anders ist, bleibt ein allergischer Punkt."25

4. Psychoanalyse als sexuelle Konterrevolution?
Eine vollkommen andere Rezeption der PA lässt sich in der feministischen Theorie finden. So widmet Kate Millet in ihrem Buch "Sexual Politics" aus dem Jahr 1969 Freud und der PA ein Kapitel, subsumiert unter dem Begriff der sexuellen Konterrevolution. Sie versteht die PA also als ein Instrumentarium für die Reaktion auf die versuchte Aufweichung oder gar Abschaffung des repressiven Geschlechterverhältnisses, Patriarchat genannt. Sie legt auf dreißig Seiten den ihrer Meinung nach reaktionären und misogynen Gehalt der Psychoanalyse dar. Aber auch bei dieser Kritik ist die Frage nach der Grenze von Natürlichem und Kulturellem einfach ausgeklammert, indem die Ausführungen Freuds bloß als biologisierend angesehen werden und das Zusammenspiel von Gesellschaft und Natur einfach geleugnet wird. Der Stein des Anstoßes ist die Theorie des Penisneids und die behauptete Minderwertigkeit des weiblichen Geschlechts.
Ab einem gewissen, individuell unterschiedlichen Zeitpunkt entdeckt das Mädchen, dass der Knabe etwas besitzt, was sie26 nicht hat, einen Penis. Diese Erkenntnis stellt für sie laut Freud eine narzisstische Kränkung dar, da sie ihre Klitoris als minderwertig empfindet. Sie entwickelt einen Penisneid, aus dem sich zwei folgenschwere Konsequenzen ergeben: "Der anatomische (Geschlechts-)Unterschied muß sich doch in psychischen Folgen ausprägen. Eine Überraschung war es aber, aus den Analysen zu erfahren, daß das Mädchen die Mutter für seinen Penismangel verantwortlich macht und ihr diese Benachteiligung nicht verzeiht."27 Da das Mädchen der Mutter die Schuld an ihrer Minderwertigkeit gibt, wendet sie sich von dieser, ihrem ersten Liebesobjekt ab und "taucht in den ödipalen Hafen ein". Der Vater wird zu ihrem neuen Liebesobjekt.
Die zweite Konsequenz des Penisneids, neben diesem Liebesobjektwechsel, ist für Freud die Abwendung von der Klitoris, da diese dem Phallus des Knaben gegenüber minderwertig ist: "Mit der Wendung zur Weiblichkeit soll die Klitoris ihre Empfindlichkeit und damit ihre Bedeutung ganz oder teilweise an die Vagina abtreten, und dies wäre die eine der beiden Aufgaben, die von der Entwicklung des Weibes zu lösen sind."28
In der Neuen Folge seiner Vorlesungen fasst er die Ergebnisse seiner Untersuchung der weiblichen Sexualentwicklung zusammen: Der Vergleich mit den Verhältnissen beim Knaben sagt uns, "daß die Entwicklung des kleinen Mädchen zum normalen Weib die schwierigere und kompliziertere ist."29 Während der Knabe immer die Mutter zum Liebesobjekt hat, findet hier erstens beim Mädchen die Abkehr von dieser zum Vater statt und zweitens gibt sie, im Gegensatz zum Knaben, das erste von ihr entdeckte Genital als mangelhaft und minderwertig auf und wendet sich einem zweiten zu. Prinzipiell eröffnet diese "Entdeckung seiner Kastration" dem Mädchen "drei Entwicklungsrichtungen: die eine führt zur Sexualhemmung oder zur Neurose, die nächste zur Charakterveränderung im Sinne eines Männlichkeitskomplexes, die letzte endlich zur normalen Weiblichkeit. (...) Durch den Vergleich mit dem soviel besser ausgestatteten Knaben in seiner Selbstliebe gekränkt, verzichtet es auf die masturbatorische Befriedigung an der Klitoris, verwirft seine Liebe zur Mutter und verdrängt dabei nicht selten ein gutes Stück seiner Sexualstrebung überhaupt."30
Wendet sich das Mädchen nicht von ihrer klitoralen Sexualität ab, so leidet sie laut Freud an einem Männlichkeitskomplex. Gibt sie jedoch ihre klitorale oder die Sexualität überhaupt auf, so wandelt sie sich folgendermaßen: "Mit dem Aufgeben der klitoridischen Masturbation" wird auf dem Weg jedes normalen Mädchens zu ihrer Weiblichkeit "auf ein gutes Stück Aktivität verzichtet. Die Passivität hat nun die Oberhand, die Wendung zum Vater wird vorwiegend mit Hilfe passiver Triebregungen vollzogen."31
Freud beschreibt hier im Grunde einen Erziehungs- und Sozialisationsprozess, den er nicht als solchen ausweist. Deshalb bringt er damit Kate Millet zur folgenden Fragestellung: "And again, one must ask why. What forces in her experience, her society and socialisation have led her to see herself as an inferior being?"
Diese Frage wollte Freud nicht stellen, da die Antwort für ihn die Natur ist. Aber ohne ihn wäre diese Fragestellung, wie die Antwort, die Millet darauf gibt, nicht möglich: "The answer would seem to lie in the conditions of patriarchal society and the inferior position of women within this society. But Freud did not choose to pursue such a line of reasoning, prefering instead an etiology of childhood experience based upon the biological fact of anatomical differences."32
Doch Freud analysierte immerhin schon 50 Jahre vor der Sex-Gender Debatte den Prozess der Frauwerdung. Diese Analyse impliziert schon, dass das "Frausein" keine rein biologische Kathegorie sein kann. Ein Kind wird erst durch die Interaktion mit der Außenwelt zu dem, was als gesellschaftliche Norm "Frau" gilt. Deshalb kann er nicht einfach als Konterrevolutionär im Sinne Millets gelesen werden. Es handelt sich hierbei - schon bei Freud, auch wenn er es selbst nicht sehen will - eben nicht um ein Phänomen anatomischer Natur, sondern um das Zusammenspiel von Natur und Kultur.
Freud entdeckt zwar die weibliche Sexualität, stufte sie aber in vielen Fällen als pervers, da am Männlichkeitskomplex leidend, ein. Die Sexualität der 'normalen' Frau, wie Freud sie beschreibt, ist passiv, masochistisch und gehemmt. Freud ist von den üblichen Vorstellungen seiner Zeit hier also nicht sehr weit entfernt. Seine Erkenntnisse sind für eine Analyse des Geschlechterverhältnisses aber dennoch wertvoll. Lena Lindhoff fasst die Kritik folgendermaßen zusammen: "Indem er den zensierenden Einfluß der sozialen Ordnung auf die kindliche Entwicklung beschreibt, eröffnet Freud die Möglichkeit einer Infragestellung der bestehenden Formen von Subjektivität und Sexualität, die sich im Zuge dieser Entwicklung herausbilden. Freud selbst zieht diese Konsequenz nicht; er macht zwar die Genese des Subjekts sichtbar, aber er stellt diesen Prozess als notwendigen dar. Die patriarchalische Ordnung der Familie und Gesellschaft ist für ihn unhintergehbar. ... Freud macht damit zur wissenschaftlich fundierten 'Wahrheit', was in der patriarchalischen Kultur durchaus Wirklichkeit ist oder zumindest sein kann"33
Freud zeigt auf, wie wichtig die frühkindliche Entwicklung für eine Erklärung der 'typischen' Charakteristika der Frau: Passivität, Masochismus, verdrängte Sexualität, Frigidität etc. ist, stellt diese Entwicklung jedoch als aufgrund des anatomischen Geschlechtsunterschieds notwendige dar. Auch in anderen Bereichen ist Freud ähnliches vorzuwerfen und gutzuschreiben: Seine Feststellung, dass die Menschen dumm sind und Führer brauchen, ändert nichts an der Wichtigkeit seiner Untersuchungen psychischer Vorgänge bei Führerbindungen. Die Analyse der gegenwärtigen Gesellschaft kann revolutionär sein, auch wenn die universellen Schlussfolgerungen eindeutig falsch sind.
Millet, hier stellvertretend für viele Feministinnen sieht darin aber nur eine riesige Ansammlung von Vorurteilen, die in wissenschaftlichen Jargon gehüllt ist. Die gesellschaftliche Wirkungsmächtigkeit dieser Vorurteile und der Prozess ihrer Internalisierung, kurz, den Gegenstand der Freud'schen Untersuchungen, den er auf Natur reduziert, verwirft sie dadurch als ganzes.

5. Der Autoritäre Charakter
Die Hinwendung von GesellschaftskritikerInnen zur Psychoanalyse hat ihre Wurzel, wie viele andere Neuorientierungen der Linken, in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die kommunistische Revolution war ausgeblieben, deren Ausbruch und Erfolg in den am meisten entwickelten kapitalistischen Staaten erwartet wurde, da dort nach traditionsmarxistischer Auffassung das am meisten klassenbewusste Proletariat sowie der höchste Organisationsgrad desselben zu finden sei. Und wo es eine siegreiche Revolution gegeben hatte, in der Sowjetunion, zeigte sie sehr schnell autoritäre Tendenzen, die mit einer Einrichtung eines "Verein[s] freier Menschen"34 wenig zu tun hatten. Die Frage, wie es denn sein könne, dass zwar einerseits die objektiven Möglichkeit zur Errichtung einer befreiten Gesellschaft, wie die Entfaltung der Produktivkräfte, gegeben seien, andererseits aber die Revolution sich nicht einstellen wollte, ja ganz im Gegenteil sich die Massen dem Faschismus zuwandten, ließ linken GesellschaftskritikerInnen keine Ruhe. So wurde die Frage nach dem Kitt der Gesellschaft gestellt, der diese auch dann noch zusammenhält, wenn ökonomische Interessen das nicht mehr tun. Mit den vielfältigen Manipulationstheorien, die sich in der Linken finden lassen, ist dieses Rätsel aber nicht aufzulösen. Nicht alles, was im Interesse von Staat und Kapital passiert, ist Produkt einer intentionalen, bewussten Handlung. Im Gegenteil kann beobachtet werden dass die ProtagonistInnen der gesellschaftlichen Herrschaft den - angeblich von ihnen in die Welt gesetzten - Lügen selber anhängen und sich deren Forderungen unterwerfen. Also, trotz ihrer Stellung in der Gesellschaft, über keine höheren Einsichten verfügen als Anna Normalverbraucher. Denn so sehr der nationale Wahn auch dem Staat und den bestehenden gesellschaftlichen Zwangsverhältnissen dient, so selten haben die Protagonisten und Protagonistinnen des nationalen Irrsinns davon eine Ahnung. Im Gegenteil: Meist sehen sie sich selbst sogar als alles andere als im Einklang mit den herrschenden Interessen. Das legt den Schluss nahe, dass diese Gesellschaft eine Charakterstruktur produziert, die nicht nur ihr nützt sondern auch den Individuen in ihr einen Gewinn bringt. Im Folgenden geht es um eine Analyse des ganz "normalen", latent antisemitischen Menschen also nicht um erklärte AntisemitInnen, sondern um potentiell antisemitische Individuen, Menschen also, deren Charakterstruktur sie besonders anfällig für faschistische Propaganda macht.
"Die Theorie des autoritären Charakters erklärt die Empfänglichkeit mehr oder minder breiter Teile der Bevölkerung für faschistische Propaganda oder, allgemeiner für autoritäre Meinungen. Sie geht davon aus, dass die Empfänglichkeit für solche Meinungen stärker vom Charakter als von bewussten politischen Überzeugungen oder Überlegungen abhängig ist."35
Der "autoritäre Charakter" wird als Resultat einer Erziehung in patriarchalischen Familien mit dominierenden Vaterfiguren interpretiert, die sich vor allem durch einen Mangel an emotionaler Zuwendung, strenge Disziplinierung, eine Bagatellisierung innerer Prozesse sowie eine strikte Orientierung an äußeren Konventionen auszeichnet.36 Diese Art von Erziehung führt zu einer misslungenen Über-Ich-Integration, Kinder sind nicht in der Lage, ein festes Ich herauszubilden, das einen gelungen Ausgleich der vom Es ausgehenden Triebregungen und der im Über-Ich verankerten gesellschaftlichen Normen und Zwänge herstellen kann. Die so entstandene Ich-Schwäche prädisponieret die Individuen dazu, sich in Denken und Handeln mehr an äußeren Autoritäten und Konventionen zu orientieren, als eigenen Urteilen zu folgen, beziehungsweise eigene Urteile überhaupt zustande zu bringen.
Typische Merkmale dieses Autoritarismus-Syndroms sind demnach "starre Konventionalität, also die reflexionslose Bindung an soziale Normen und Gebote"37, sowie Konformismus, der "beim Auftreten jeder sozialen Abweichung Beängstigung bezeugt"38, autoritäre Unterwürfigkeit und Aggressivität, Betonung physischer Stärke, Glorifizierung von Macht und Autoritäten, verkitschte Pseudoemotionalität, Fixierung auf Sexuelles, stereotypes, projektives Denken, Unfähigkeit zu Selbstreflexion und -kritik, Anfälligkeit für Vorurteile und Ethnozentrismus, sowie "kollektiv-narzißtische Aufwertungen."39 Als Erstes soll untersucht werden, wie genau sich gesellschaftliche Kränkungen und Zwänge auf das Individuum auswirken. Dazu brauchen wir den Begriff der narzisstischen Kränkung.

Narzisstische Kränkung
Ein Säugling hat noch kein Ich, das etwas von der Außenwelt Unterschiedenes wäre und ist sich selbst, mit all seinen Körperorganen und -öffnungen, Liebesobjekt. In dieser Phase kann man vom primären Narzissmus sprechen, einem Verhalten, "bei welchem das Individuum den eigenen Leib in ähnlicher Weise behandelt, wie sonst den eines Sexualobjekts, (...) bis es durch diese Vornahmen zur vollen Befriedigung gelangt."40 Bald jedoch erfährt das Kind, dass nicht alles nach seinem Wunsch geschieht und nimmt die von außen kommenden Zwänge wahr: "Das Ich erfährt, daß es unvermeidlich ist, auf unmittelbare Befriedigung zu verzichten, den Lustgewinn aufzuschieben, ein Stück Unlust zu ertragen und bestimmte Lustquellen überhaupt aufzugeben."41 Diese Anwendung des Realitätsprinzips führt zu einer Kränkung des primären Narzissmus.
Die Eltern sind dabei jene Instanz, durch die das Realitätsprinzip dem Kind vermittelt wird. Die Familie weist dabei einen Doppelcharakter auf, sie ist einerseits Schutzraum, der die Entwicklung eines autonomen Individuums überhaupt ermöglicht und gleichzeitig Sozialisationsagentur, "Keimzelle der Gesellschaft". Durch die Auseinandersetzung mit den Eltern wird nicht nur ihre Autorität akzeptiert, sondern auch die gesellschaftlichen Prinzipien, die sie repräsentieren. "Die Dynamik der Ödipus-Situation ist das verborgene Modell nicht nur jedes Vater-Sohn-Verhältnisses, sondern auch das Geheimnis der fortwährenden Unterdrückung des Menschen durch den Menschen."42 Die Eltern repräsentieren nämlich für das Kind nicht nur das zum Überleben notwendige Realitätsprinzip. Das konkrete Ausmaß an Triebverzicht ist auch in hohem Maße abhängig von der Einrichtung der Gesellschaft. Ohne die Notwendigkeit eines Realitätsprinzips zu bestreiten, lässt sich dessen Inhalt historisch-gesellschaftlich präzisieren. Herbert Marcuse hat dafür die Unterscheidung zwischen notwendiger und zusätzlicher Triebunterdrückung getroffen. Die Lebensnot erfordert Arbeit, Arbeit ist Mühsal und das Gegenteil von Lustbefriedigung, somit gibt es einen notwendigen Triebverzicht.43 Darüber hinaus standen die konkreten Formen des Realitätsprinzips bislang immer im Dienste von Herrschaft und beinhalteten eine zusätzliche Triebunterdrückung, die weit über das notwendige Maß hinausgeht: "Jede Form dieses Prinzips [des Realitätsprinzips] muß in einem System gesellschaftlicher Institutionen und Beziehungen, Gesetze und Wertsetzungen verkörpert werden, die die notwendigen 'Modifikationen' an unterdrückender Triebkontrolle vermitteln und erzwingen. Und mehr noch, während jede Form des Realitätsprinzips ein beträchtliches Maß an unterdrückender Triebkontrolle erfordert, führen die spezifischen Interessen der Herrschaft zusätzliche Kontrollausübungen ein, die über jene hinausgehen, die für eine zivilisierte menschliche Gesellschaft unerläßlich sind. Diese zusätzliche Lenkung und Machtausübung, die von den besonderen Institutionen der Herrschaft ausgehen, sind das, was wir als zusätzliche Unterdrückung bezeichnen. [Hrvg. im Orig.]"44
Zusätzlich zur notwendigen Kränkung bei der unvermeidlichen Durchsetzung des Realitätsprinzips gab es also seit jeher eine darüber hinausgehende Herrschaft. Solange Menschen aber nicht die Fähigkeit haben, diese zusätzliche Unterdrückung als solche zu erkennen, was der erste und notwendige Schritt zu ihrer Abschaffung wäre, solange befinden sie sich im Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit der narzisstischen Aufwertung und der gleichzeitigen permanenten Kränkung des Individuums.
Die Umstände seiner Selbsterhaltung sind prekär, es muss unter anderem seine Arbeitskraft verkaufen, kann aufgrund neuer Technologien aber leicht überflüssig werden etc. Die gesellschaftliche Reproduktion ist für das Individuum nicht durchschaubar und erscheint somit willkürlich. "Die Unmöglichkeit, die Bedingungen der eigenen Existenz zu kontrollieren, weil diese in der bestehenden Gesellschaft nicht von den Subjekten, sondern in einer in jedem Einzelfall undurchschaubaren Weise von einem ihnen fremden gesellschaftlichen Zusammenhang abhängen, erzeugen Angst, Existenzangst."45 Die Erfordernisse der Selbsterhaltung erzwingen demnach eine neue narzisstische Besetzung der eigenen Person.
Zu dem Narzissmus kommt aber noch die Erfahrung der Ohnmacht hinzu, die, wie schon oben zitiert, nicht zugelassen werden kann, da die "Erfahrung zum 'Gefühl' der Ohnmacht wird, [es] tritt das spezifisch Psychologische (...) hinzu: daß nämlich die Individuen ihre Ohnmacht eben nicht zu erfahren, ihr nicht ins Auge zu sehen vermögen. Sie müssen die Erfahrung von der Ohnmacht zum 'Gefühl' verarbeiten und psychologisch sedimentieren."46
Das Ohnmachtsgefühl steht im Widerspruch zur narzisstischen Besetzung der eigenen Person. Diese Zerrissenheit führt dazu, dass anstatt die Frage "Warum?" zu stellen, die auf die Zusammenhänge zwischen den auf das Individuum wirkenden Zwängen zielt, das Individuum - allgemein formuliert- nach Schuldigen sucht: "Befriedigung wie Schuldige findet der beschädigte Narzißmus im kollektiven Narzißmus der nationalen Glaubensgemeinschaft."47
Die Entwicklung der Individuen hin zu autoritären Charakteren wird aber nicht nur durch die systemimmanente Kränkung, sondern auch durch Schwierigkeiten bei der Durchsetzung des Realitätsprinzips in der Kindesentwicklung bestimmt. Ein weiterer, hier nun einsetzender, psychologischer Mechanismus ist die pathische Projektion.

Pathische Projektion
Infolge rigider, moralisierender Erziehung werden nichtzulässige Gefühle verdrängt, ihr Bewusstwerden muss ständig abgewehrt werden. Das erfordert einen großen Energieaufwand, so dass es eine enorme Erleichterung darstellt, eigene, nicht zugelassene Gefühle bei erster Gelegenheit auf "fremde" Andere zu projizieren: "Eines der Abwehrmittel gegen die Bestrebungen des eigenen Unbewussten besteht in Projektionen, also darin, an anderen etwas zu sehen, dessen man sich selbst nicht bewusst werden möchte."48
Bei der pathischen Projektion der AntisemitInnen handelt es sich um einen wahnhaften Vorgang. Er hat die Beziehung zur Realität verloren. Die Neigung zu Projektionen hat ihren Ausgang in der ambivalenten Bindung an die Autorität, die zugleich geliebt und gehasst wird, und den Konflikten, die daraus entstehen, sowie den verbotenen Triebregungen. Sie wird dort verstärkt, "wo die Projektion den Vorteil einer psychischen Erleichterung mit sich bringt."49 Ermöglicht werden beliebig willkürliche Projektionen durch die "Unterentwicklung des Vermögens, zwischen Phantasie und Wirklichkeit differenzieren zu lernen. Verliert das Individuum jene Fähigkeit, ist auch dessen Realitätsgerechtigkeit und Wirklichkeitswahrnehmung nicht mehr durch die eigene Reflexion abgesichert, sondern unmittelbar abhängig von gesellschaftlichen und politischen Instanzen. Dies erlaubt die Akzeptanz beliebiger Projektionen, die von der jeweiligen Macht vertreten werden."50
Weil aber widersprüchlichste Projektionen nicht durch Argumente aufgedeckt werden können, macht es auch keinen Sinn, mit gefestigten AntisemitInnen diskutieren zu wollen oder zu glauben, sie würden ihre Meinung schon ändern, wenn sie selbst öfter mit Juden und Jüdinnen in Kontakt treten und diese kennen lernen würden. Rensmann formuliert diese Schlussfolgerung folgendermaßen: "Wer in den Opfern seines Wahns immer nur jene Züge zu entdecken vermag, die er selbst verdrängt hat oder sich nicht eingestehen kann, der ist prinzipiell gegen Erfahrung abgedichtet. Antisemiten sehen in den Juden immer nur das, was sie zuvor in sie 'hineingelegt' haben. In Anlehnung an Kant könnte man sagen, der Antisemitismus bildet das a priori aller möglichen Erfahrungen der Antisemiten."51 Das erfahrbare Material wird immer schon in einer bestimmten Art und Weise zugerichtet und verunmöglicht dadurch, dass entgegengesetzte Wahrnehmungen überhaupt gemacht werden können. Das erklärt die Resistenz der antisemitischen Argumentationen gegen rationale Einwände. Es kommt nicht darauf an, was Juden und Jüdinnen tun, auch der unsinnigste Anlass kann unendlich aufgebläht werden und zu Verfolgung oder Tod führen: "Sie sollen mehr Strafe erhalten - unendlich mehr - als sie 'verdienen'. Normalerweise würde es nicht mal einem sehr aggressiven Menschen einfallen, schlechtes Benehmen oder selbst Betrug mit dem Tode zu bestrafen; wenn es sich aber um die Juden handelt, scheint sich der Übergang von Anklagen, die nicht nur fadenscheinig, sondern selbst, wenn sie wahr wären, unwesentlich sind, zur Erwägung strengster Bestrafung ziemlich glatt zu vollziehen."52
Die Bedeutungslosigkeit realer Sachverhalte spiegelt sich in dieser Allmacht der Gedanken bei den AntisemitInnen wieder, aufgrund derer noch die krudesten Widersprüche und die unverhältnismäßigsten Übertreibungen nicht erkannt werden.
Der/die AntisemitIn projiziert all das auf "die Juden", was im eigenen Selbst nicht wahrgenommen werden darf: Den Hass auf die Eltern, sexuelles Begehren, das als unmoralisch gebrandmarkt wird etc. Der Hass gegen fremde Andere bedeutet ein befreiendes "erlaubtes Schwelgen in verleugneten Bemächtigungs-, Bestrafungs- und Zerstörungsgelüsten gegenüber denjenigen, denen lustvolles Dasein nicht verwehrt scheint."53 Der autoritäre Charakter "sieht sich nicht zuletzt von denjenigen Menschen herausgefordert und gefährdet, die von der irrationalen autoritär-repressiven Struktur abzuweichen scheinen."54
"Den Juden" werden Attribute wie Freiheit, Gleichheit und Emanzipation, die die bürgerliche Gesellschaft nicht verwirklichen konnte, zugeschrieben. Die narzisstisch-gekränkten Individuen müssen sich täglich am Arbeitsmarkt im schmerzhaften Bewusstsein ihrer Ersetzbarkeit verdingen, sie haben Hunderte von Wünschen, durchschauen das System aber zumindest soweit, um zu wissen, dass diese nie erfüllt werden. Sie spüren jedoch, tief vergraben im Inneren, dass es da mehr geben könnte, erahnen die Züge "des Glückes ohne Macht, des Lohnes ohne Arbeit, der Heimat ohne Grenzstein."55 Die imaginierten jüdischen Repräsentanten eines besseren Lebens werden bis zur Ausrottung vom sado-masochistisch an Herrschaft gebundenen Individuum gehasst, gerade weil sie an sein eigenes Elend gemahnen. Hinter der ewigen Vorstellung der AntisemitInnen, Juden seien geldgierig und raffend, verbirgt sich unbewusst der Neid auf jene, die frei von den Zwängen der Arbeit zu sein und alles "umsonst" und ganz ohne Schweiß zu bekommen scheinen. Zur Abwehr dieser Möglichkeit wird die "Verherrlichung der Qual körperlicher Arbeit verinnerlicht, um das ich-schwache Subjekt zusammenzuhalten."56. Dabei kommt zu den Projektionsmöglichkeiten der RassistInnen, die den Schwarzen beneiden und hassen, weil er ihnen als übersexuell imaginiert, und den Ausländer, weil er nicht arbeiten zu brauchen scheint, beim "Juden" für die AntisemitInnen jedoch noch die imaginierte Macht hinzu. Während der einzelne "Ausländer" zwar wegen seines "Rechts auf Faulheit" beneidet wird, bleibt er auch in der Vorstellung der RassistInnen den Verhältnissen gegenüber ebenso ohnmächtig, wie der/die RassistIn selbst. Der "Jude" hingegen wird auch noch für seine imaginierte Macht beneidet und besonders gehasst.
Das Individuum kann aufgrund seiner Ohnmacht dem eigenen Ideal-Ich nicht entsprechen, auch das rigide, schlecht integrierte Über-Ich setzt ihm zu: Du musst so sein, nicht, wie du jetzt bist. Anstatt die Aggression aber gegen die schlecht integrierten, rigiden Anteile im Über-Ich zu richten, die ihm Schuldgefühle einflößen, suchen AntisemitInnen äußere Schuldige für ihre Unzulänglichkeiten.
Auch Hassgefühle gegen Autoritäten, mit denen man sich identifiziert, können nicht zugelassen werden, sondern werden auf Jüdinnen und Juden verschoben. Der Mechanismus der Projektion erlaubt, die gehassten Objekte als diejenigen, die hassen, erscheinen zu lassen. Die Antisemitinnen erwehren sich der Juden und Jüdinnen, von welchen sie sich verfolgt fühlen.
"Den Massakern an Juden ging stets eine Hetzkampagne voraus, in der die Juden eben jener Verbrechen bezichtigt wurden, die der Antisemit zu begehen im Begriffe stand. Bevor der Massenmensch die Juden ausraubt, ihre religiösen Symbole zerstört, ihre Körper verstümmelt und ihre Frauen vergewaltigt, beschuldigt er die Juden eben dieser Grausamkeiten."57
Eigene unzulässige Aggressionen gegen geliebte Autoritäten werden also auf den Juden projiziert, als seine wahrgenommen und damit auch bei sich selbst zulässig gemacht, weil man den fremden, aggressiven Juden hassen darf.

Die konformistische Revolte
Erich Fromm zeigt auf, dass der moderne Antisemitismus Züge einer "autoritären Rebellion" aufweist: "Wenn der positiv-autoritäre Charakter die feindselige Seite seiner ambivalenten Gefühlseinstellung zur Autorität verdrängt, so verdrängt der rebellische, negativ autoritäre seine Liebe zu ihr. Seine Auflehnung ist nur oberflächlich. (...) Häufig liegt auch die Ursache darin, daß die bestehende Autorität ihre entscheidende Qualität einbüßt, nämlich die der absoluten Macht und Überlegenheit, womit notwendigerweise auch ihre psychologische Funktion aufhört. Die bisher unterdrückte Feindseligkeit wendet sich mit besonderer Stärke der bisherigen Autorität zu, die Liebe und Bewunderung der neuen." 58
Der Autoritätshörige ist zu einem echten Aufstand gegen ihn unterdrückende Autoritäten nicht fähig. Er spaltet die Autoritäten in geliebte und gehasste. Das Bedürfnis nach Auflehnung gegen die ständigen Kränkungen der kapitalistischen Gesellschaft, sich als Ware Arbeitskraft verkaufen zu müssen, ersetzbar zu sein etc., muss immer wieder aufs Neue weg von den bestehenden Autoritäten kanalisiert werden. "Da die faschistische Integration der Individuen in Massen ihnen nur eine Ersatzbefriedigung bietet, bleibt der Groll gegen die Versagungen der Kultur erhalten, wird aber psychologisch in einer Weise dirigiert, die mit den Zielen des Führers vereinbar ist; sie wird psychologisch mit autoritärer Unterwürfigkeit verschmolzen."59
Die ständige Abwehr der Zerstörung des sozial geschwächten Selbstwertgefühls läuft, so Rensmann "einer bewussten Auseinandersetzung mit der sozialen Repression zuwider. Da die Versagungen und teils sinnlosen Verhaltenszumutungen vom Ich weniger gefürchtet werden als der Verlust der Selbsterhaltung im sozialen Zusammenhang, begehrt das bürgerliche Subjekt nicht gegen sie auf. So bleibt die Integration, die das Ich betreibt, gebunden an äußere Autoritäten, ihr Widerstand gegen sie gebrochen."60
Weil sie die gesellschaftlichen Prozesse nicht durchschauen, suchen die Menschen geeignete Schuldige, anstatt die Verhältnisse als nicht-natürliche und demnach veränderbare zu begreifen. Da "bietet die antisemitische Alltagsreligion schuldige Opfer an, die sich als Objekte der konformistischen Rebellion eignen."61 Von den Juden "fühlte man sich viel weniger abhängig, sie boten sich deswegen zur Verschiebung aggressiver Bedürfnisse idealiter an."62 Im Gegensatz zu den rassistisch Verfolgten, als minderwertig Imaginierten, scheint "der Jude" bestens dazu geeignet, aufgrund seiner angeblichen Weltbeherrschungsabsicht und allmächtigen Bedrohung, die Rolle der negativen Autorität einzunehmen und den Hass gegen Autoritäten ohne Schaden für die Wir-Gemeinschaft zu verschieben.
Es handelt sich hierbei, das sei ausdrücklich betont, nicht um eine bloße Verwirrung der Subjekte, ihr Hass richtet sich nicht aus Unwissenheit gegen die falschen Autoritäten, sondern "der Autoritäre [muss] seine Frustration aus innerer Notwendigkeit gegen die Fremdgruppe richten. Er muß es, weniger aus Unwissenheit in Bezug auf die Ursache seiner Frustration, als vielmehr seiner psychischen Unfähigkeit zufolge, Autoritäten der eigenen Gruppe anzugreifen."63
Die Fähigkeit zur Selbstreflexion wäre notwendig, um die eigene Ohnmacht durchschauen zu können und sich von dieser nicht dumm machen zu lassen.

1 Freud, Sigmund: Abriss der Psychoanalyse, Frankfurt/Main 1960, S. 72
2 Marcuse, Herbert: Triebstruktur und Gesellschaft. Ein philosophischer Beitrag zu Sigmund Freud, Frankfurt/Main 1995 S.241
3 Freud, Sigmund: ges. W Band XIII, S. 130
4 Freud, Sigmund: Das Ich und das Es [1923], in: Studienausgabe Bd. III, Frankfurt/Main 2000, S. 283
5 Ebd.
6 Ebd., S. 284
7 Freud, Sigmund: Abriss der Psychoanalyse [1938], Frankfurt/Main 1965, S. 9f
8 Freud, Sigmund: Neue Folge der Vorlesungen [1932], in: Studienausgabe Bd. I, Frankfurt/Main 2000, S. 514
9 Ebd.
10 Freud: Abriss der Psychoanalyse , S. 11
11 Freud war Arzt, sein Weg zur Psychoanalyse führte ihn von der Behandlung von Neurosen, Psychosen und Hysterie zu der Frage, wodurch diese Krankheiten entstanden. Die Entdeckung ihrer gesellschaftlichen Bedingtheit brachte Freud ungefähr ab 1895 zu seiner ursprünglichen Wißbegierde, die sich aber mehr auf menschliche Verhältnisse, als auf natürliche Objekte bezog" (Freud, Sigmund: Selbstdarstellung [1925], in: Gesammelte Werke Bd. 14, Frankfurt/Main 1966, S. 33) zurück. 1935 schrieb er: Nach dem lebenslangen Umweg über die Naturwissenschaften, Medizin und Psychotherapie war mein Interesse zu jenen kulturellen Problemen zurückgekehrt, die dereinst den kaum zum denken erwachten Jüngling gefesselt hatten. (Freud, Sigmund: Nachschrift zur Selbstdarstellung [1935], in: Gesammelte Werke Bd. 16, S. 31)
12 Freud, Sigmund: Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse [1916-17], in: Studienausgabe Bd. I, Frankfurt/Main 2000, S. 348f
13 Ebd., S. 349
14 Freud: Vorlesungen, S. 349
15 Freud: Das Ich und das Es, S. 307
16 Ebd.
17 Freud, Sigmund: Jenseits des Lustprinzips [1920], in: Studienausgabe Bd. III, Frankfurt/Main 2000, S. 225
18 Ebd.
19 Freud: Neue Folge, S. 539
20 Ebd., S. 530
21 Rhode-Dachser, Christa: Expeditionen in den dunklen Kontinent. Weiblichkeit im Diskurs der Psycho-analyse, Gießen 2003, S. 2
22 Reich, Willhelm: Massenpsychologie und Faschismus S. 48f (zitiert nach Scheit, Gerhard: Was bleibt vom Freudomarxismus Willhelm Reichs, in Streifzüge 1/1999)
23 Marcuse, Herbert: Triebstruktur und Gesellschaft S. 235
24 Ebd., S. 102
25 Adorno, Theodor W.: Eingriffe S. 101f
26 Ich werde auch in weiterer Folge zwar von dem Mädchen schreiben, aber dennoch sie macht, sie hat etc. schreiben, da mir die Verwendung des sächlichen Geschlechts hier problematisch erscheint.
27 Freud: Neue Folge, S. 555
28 Ebd.
29 Ebd., S. 548
30 Ebd., S. 557
31 Ebd., S. 558
32 Millet, Kate: Sexual Politics, New York 1969, S. 180
33 Lindhoff, Lena: Einführung in die feministische Literaturtheorie, Stuttgart 1995
34 Marx, Karl: Das Kapital. Zur Kritik der politischen Ökonomie, Bd. I, MEW 23, Berlin, 1993, S. 92
35 Weyand, Jan: Zur Aktualität der Theorie des autoritären Charakters, in: jour fixe-initiative Berlin: Theorie des Faschismus Kritik der Gesellschaft, Berlin 2000, S. 56
36 Vgl. Rippl, Susanne/Kindervater, Angela/Seipel, Christian: Die autoritäre Persönlichkeit: Konzept, Kritik und neuere Forschungsansätze, in: Dieselben [Hg.]: Autoritarismus. Kontroversen und Ansätze der aktuellen Autoritarismusforschung, Opladen 2000, S. 15f
37 Rensmann, Lars: Kritische Theorie über den Antisemitismus, Berlin 1998, S. 39
38 Silbermann, Alphons: Der ungeliebte Jude. Zur Soziologie des Antisemitismus, Zürich 1981, S. 40
39 Rensmann: Kritische Theorie über den Antisemitismus, S. 39
40 Freud: Einführung in den Narzißmus, S. 41
41 Freud: Vorlesungen, S. 349
42 Marcuse, Herbert: Das Veralten der Psychoanalyse, in: Kultur und Gesellschaft 2, Frankfurt/Main, 1965, S. 87
43 Vgl. Markl, Florian: Negative Geschichtsphilosophie, Reader der StRV Politikwissenschaft, Maria Schutz 2002, S. 10
44 Marcuse, Herbert: Triebstruktur und Gesellschaft. Ein philosophischer Beitrag zu Sigmund Freud, Frank-furt/Main 1969, S. 41f
45 Weyand: Adornos kritische Theorie des Subjekts, S. 136
46 Adorno: Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie, S. 74
47 Weyand: Adornos kritische Theorie des Subjekts, S. 136
48 Fenichel: Elemente einer psychologischen Theorie des Antisemitismus, S. 45
49 Ebd.
50 Rensmann: Kritische Theorie über den Antisemitismus, S. 60
51 Ebd., S. 104
52 Adorno: Studien zum autoritären Charakter, S. 143
53 Rensmann: Kritische Theorie über den Antisemitismus, S. 12
54 Ebd., S. 74
55 Horkheimer, Max/Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Frankfurt/ Main 1994, S. 225
56 Rensmann: Kritische Theorie über den Antisemitismus, S. 101
57 Simmel: Antisemitismus und Massen-Psychopathologie, S. 74
58 Fromm, Erich: Studien über Autorität und Familie. Forschungsbericht am Institut für Sozialforschung. Paris 1936, S. 131f
59 Adorno: Die Freudsche Theorie, S. 45, Fußnote 12
60 Rensmann: Kritische Theorie über den Antisemitismus, S. 52
61 Bohleber/Kafka: Antisemitismus, S. 168
62 Mitscherlich, Alexander/Margarethe: Die Unfähigkeit zu Trauern, S. 62
63 Adorno: Studien zum autoritären Charakter, S. 52


Literatur:
Adorno, Theodor W.: Sexualtabus und Recht heute. in Eingriffe. Neun kritische Modelle, Frankfurt/Main 1996
Freud, Sigmund: Abriss der Psychoanalyse, Frankfurt/Main 1960
Freud, Sigmund: Das Unbehagen in der Kultur, Frankfurt/Main 1960
Marcuse, Herbert: Triebstruktur und Gesellschaft, Frankfurt/Main 1995
Rensmann, Lars: Kritische Theorie über den Antisemitismus. Studien zu Struktur, Erklärungspotential und Aktualität, Berlin 1998
Wayand, Jan: Adornos kritische Theorie des Subjekts, Lüneburg 2001