Halbmond & Hakenkreuz – Das „Dritte Reich“,
die Araber und Palästina
Vortrag und Buchpräsentation mit Martin
Cüppers (NS-Forschungsstelle Ludwigsburg an der Universität Stuttgart)
Moderation: Stephan Grigat
16. März 2007, 20.00 Uhr (pünktlich), Neues Institutsgebäude,
Hörsaal II, Universitätsstraße 7, 1010 Wien
Eine Veranstaltung von Café Critique und der Studienvertretung
Politikwissenschaft der Universität Wien
Während die Wehrmacht den Zusammenschluss der Afrika- und der
Kaukasus-Front in einer Zangenbewegung im Nahen Osten anstrebte, wurden bereits
detaillierte Pläne zur Vernichtung der Juden in Palästina ausgearbeitet. Fest
einkalkuliert war dabei die Mithilfe der in der Region ansässigen Muslime. Martin
Cüppers und Klaus-Michael Mallmann haben die erste Gesamtdarstellung der
Beziehungen zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und dem arabischen
Nahen Osten geschrieben.
In
ihrem Buch gehen sie den Verbindungen zwischen Nationalsozialisten und
arabischen Nationalisten nach. Ausgehend von den ersten gewalttätigen
Ausbrüchen des palästinensischen Nationalismus in den frühen 20er Jahren wird
Cüppers die Anfänge der deutsch-arabischen Beziehungen darstellen und die
ideologischen Überschneidungen mit dem Nationalsozialismus analysieren. Mit der
Landung des Deutschen Afrikakorps im Februar 1941 in Libyen begann die heiße
Phase direkter deutscher Intervention im arabischen Raum. Damit waren auf
Seiten der Nationalsozialisten weitreichende strategische Planungen zur
Eroberung des gesamten Nahen und Mittleren Ostens verbunden. Für das Jahr 1942
standen die Pläne für eine Ausweitung der Shoah über Europa hinaus im
Vordergrund. Unter tatkräftiger Mithilfe von arabischen Kollaborateuren sollte
auch in Palästina der Massenmord an den dortigen Juden organisiert werden. Das
dazu erforderliche deutsche Personal wartete nur auf einen Marschbefehl.
Mallmann
und Cüppers weisen nach, dass der Panzerarmee Afrika unter Feldmarschall Erwin
Rommel im Sommer 1942 ein Einsatzkommando der Sicherheitspolizei und des SD
beigeordnet war. In Erwartung eines siegreichen Vormarsches von Rommels
Afrikakorps nach Ägypten und Palästina wurde das Einsatzkommando ermächtigt,
»in eigener Verantwortung gegenüber der Zivilbevölkerung Exekutivmaßnahmen zu
treffen«. Im Klartext hieß das: die Shoah auf den Nahen Osten auszudehnen und
die dortige jüdische Bevölkerung zu ermorden. Die Leitung des Einsatzkommandos
übernahm SS-Obersturmbannführer Walther Rauff.
Mit
der deutsch-italienischen Niederlage in Ägypten war die Kollaboration von
arabischen Muslimen mit dem Nationalsozialismus noch nicht beendet. Es folgten
Aufstandspläne zur Revolutionierung der Maghrebstaaten und umfassende
Rekrutierungen von Muslimen für Wehrmacht und SS. Ein Blick auf die
Nachkriegsgeschichte soll die Lebenswege der wichtigsten deutschen und
arabischen Protagonisten dieser bisher weitgehend unbekannten Aspekte aus dem
Zweiten Weltkrieg beleuchten und die Aktualität des Themas verdeutlichen.
Klaus-Michael Mallmann/Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz.
Das „Dritte Reich“, die Araber und Palästina. Wissenschaftliche
Buchgesellschaft: Darmstadt 2006 (Veröffentlichungen
der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Band
8), 287 Seiten. ISBN 3-534-19729-1. 49,90 EUR