Die Übersetzung des arabischen Ausdrucks "Jihad" mit "Heiliger Krieg" ist in der akademischen Literatur und in Zeitungsartikeln über den Islam heute kaum noch anzutreffen. Vielmehr findet sich häufig der Hinweis, "Heiliger Krieg" sei ein christlicher Ausdruck, der unzulässigerweise auf den Islam übertragen worden sei. Die Bedeutung des Begriffs Jihad kann nicht durch den bloßen Bescheid bestimmt werden, "Jihad" heiße eben Streben, sondern allein durch die Konkretisierung dessen, worin das gemeinte Streben besteht, wodurch es motiviert ist und worauf es sich richtet.
Es zeigt sich, dass die Lehrtradition, auf die sich der Heutige Islam beruft,
keine Bedenken hatte, sich zur kriegerischen Expansion des muslimischen
Herrschaftsbereichs zu bekennen, und dass erst seit der Konfrontation mit dem
Kolonialismus und der abendländischen Aufklärung islamische Theoretiker auftreten,
die den Kriegscharakter des Jihad leugnen.
Die viel beschworenen Unterschiede zwischen als moderat geltenden islamischen
Gelehrten wie dem Großscheich der renommierten Al-Azhar-Universität in Kairo,
Mohammed Said Tantawi, und islamischen Terroristen betreffen nicht den Begriff
des Jihad, der für den Islam zentrale Bedeutung hat. Wie Al Qaida oder Hamas
sieht auch Tantawi den Jihad als Verteidigung einer von Gott eingerichteten, islamischen
Ordnung, die durch Ungläubige und Juden gestört worden sein soll.
Nur jenseits von Scheindebatten und Spiegelgefechten lässt sich erörtern,
welche Praxis mit dem Wort "Jihad" bezeichnet wird und auf welchen
Voraussetzungen die Vorstellung von ihrem friedlichen Charakter beruht.
WANN: Donnerstag, 16.Oktober, 19 Uhr
WO: Akademie der Bildenden Künste, Schillerplatz 3 (Hauptgebäude) Raum M 13
Eine Veranstaltung von Cafe Critique und der StRV Politikwissenschaft