Denken
heißt dagegen sein
Idioten
sind nicht die, die fordern, Komplexes einfach zu erklären, sondern Idioten
sind diejenigen, die dieser Forderung nachkommen.
Nicht
die angebliche wissenschaftliche Neutralität, sondern die Parteinahme, die
politische Intervention, stellt den kategorischen Imperativ unserer Arbeit als
Studienvertretung dar. Nicht die Unterordnung unter kollektive Zwänge, sondern
die Befreiung aus Kollektiven durch die Emanzipation des Individuums ist unser
Anspruch, z.B. nicht die Religionsfreiheit, sondern die Freiheit von jeglicher Religion.
Um den guten alten Marx zu Wort kommen zu lassen: Nicht die politische
Emanzipation von Menschen ist das Ziel, auch wenn das oft zu unterstützen ist,
sondern die allgemeine menschliche Emanzipation. Kantisch gesprochen: der
Mensch soll Zweck, nicht Mittel sein. Gegen die postmoderne Praxis der
diskursiven Dekonstruktion von Verhältnissen setzen wir die Destruktion des
Bestehenden.
Die
Zeiten sind dürftig, und jene, die vorgeben, die herrschenden Verhältnisse zu
kritisieren, streben oft nur eine strengere Ordnung an. Daher ist auch die
Kritik vermeintlicher und falscher Gesellschaftskritik notwendig. Nicht
kritische Politologie, die den Verstoß gegen die Normen von Politik und
Gesellschaft kritisiert und das Bestehende nur verbessern will, aber es nicht
ablehnt, sondern Kritik der Politik, die Kritik der Normen selbst steht im
Zentrum unserer Arbeit.
Die
Arbeit einer Studienvertretung stößt zwangsläufig an die Grenzen ihres eigenen
Anspruchs, wenn sie sich damit konfrontiert sieht, innerhalb jener Normen und
Strukturen arbeiten zu müssen, die sie eigentlich ablehnt. Dies betrifft vor
allem die Mitarbeit in diversen universitären Gremien, die seit der Entdemokratisierung durch das Universitätsgesetz 2002
ohnehin eingeschränkt ist. Hier geht es uns vor allem darum, trotz der
schwierigen Verhältnisse die Position der Studierenden zu vertreten. Uns ist
bewusst, dass dies eine Mängelverwaltung darstellt. Dennoch versuchen wir zum einen,
das Beste für die Studierenden herauszuholen und zum anderen, durch die Kritik
an einzelnen Maßnahmen gleichzeitig Kritik am gesamten Bildungssystem - beginnend
beim Kindergarten - zu formulieren.
Seit
dem Wintersemester 2005 organisierten wir jedes Semester jeweils eine Veranstaltungsreihe
zu dem Themenkomplex Gesellschafts- und Religionskritik. Dieses Semester stand sie
unter dem Titel „Why old
Europe sucks!“, wobei es um die Kritik der
europäischen Ideologie ging. Im vergangenen November veranstalteten wir ein
Wochenendseminar unter dem Titel „Erziehung zur Mündigkeit“ (Adorno). Außerdem
bieten wir natürlich Inskriptions- und Studienberatung an und organisieren am
9. November regelmäßig eine Gedenkkundgebung zum Novemberpogrom sowie am 8. Mai
ein Befreiungsfest beim Denkmal der Roten Armee, darüber hinaus Lesekreise u.v.m. Zum offenen Plenum jeden Montag um 19.30 sind alle
(noch) Interessierten herzlich eingeladen.